Wenn Bello in Lebensgefahr schwebt. Erste-Hilfe-Seminar für Hunde

Was ist zu tun, wenn das Leben von Bello akut in Gefahr ist? Ein Erste-Hilfe-Seminar für Hunde im Albstüble des Tierheims in Türkheim gab Antworten auf lebensbedrohliche Notsituationen von Vierbeinern.


21. März 2016
Von JOCHEN HORNDASCH
                            

 

Auch beim Hund will das Verbandanlegen gelernt sein.                                                                                                                                                      © Foto: Jochen Horndasch

Die Begeisterung von Mischlingshündin Morangie hält sich in Grenzen. Ihr Aushilfsjob als Proband beim Erste-Hilfe-Seminar für Hunde im Albstüble des Tierschutzvereins Geislingen in Türkheim gefällt ihr nicht besonders. Maulschlaufe und Pfotenverband anlegen sowie Puls messen lässt sie noch über sich ergehen. Doch vor weiteren Übungen verkriecht sich die Hundedame unterm Tisch.

Seminarleiter Thorsten Behnle-Napierala aus Bernstadt versteht es dennoch, die kleine Gruppe Hundebesitzer mit Informationen rund um Erste Hilfe beim Hund zu versorgen. Der medizinische Streifzug durch die Hundephysiologie reicht von Herz-Kreislauf- über Atemwegsprobleme, Schockzustände, Verletzungen bis hin zu akuten Magen-Darm-Erkrankungen. "Überanstrengung, Hitze, Flüssigkeitsverlust und Stress können das Herz-/Kreislaufsystem aus dem Lot bringen", sagt Behnle-Napierala. Der Hund ist müde, kurzatmig, röchelt, hat kalte Gliedmaßen und blasse Maulschleimhäute. Als Sofortmaßnahme müsse von den Pfoten ausgehend der gesamte Körper mit Wasser gekühlt werden.

Auch die Stimulation von Notfallpunkten sorge für Linderung. Dazu gehört die Kerbe an der Nase, die gedrückt werden soll. Auch die linke Ohrspitze und der kleine äußere Zeh der linken Vorderpfote sind Notfallpunkte und sollen gegen den Uhrzeigersinn massiert werden. Daneben helfen Rescue-Tropfen, die in der Haus-Apotheke jedes Hundehalters ein Muss sind. "Bei allen Notfällen muss man sofort den Tierarzt informieren", betont der Tierheilpraktiker. Erste Hilfe könne zwar Leben retten, aber nie den Tierarzt ersetzen.

Knochenbrüche und Wunden sind wie beim Mensch auch für Hunde sehr schmerzhaft. Die Tiere neigen dann dazu, unkontrolliert um sich zu beißen. Aus Sicherheitsgründen ist es daher wichtig, das Maul zuzubinden, damit der Hund nicht mehr beißen kann. Erst dann werden Brüche fixiert, Blutungen durch Druckverband oder Abbinden gestillt, offene Wunden gesäubert, desinfiziert und verbunden. "Verstopfung oder Durchfall lassen sich meist mit Hausmitteln kurieren", weiß Hundebesitzer Behnle-Napierala aus eigener Erfahrung. Bei Durchfall ist ein Tag fasten angesagt, danach gibt es Schonkost aus Quark, Reis und Hüttenkäse. Auch die Karottensuppe bewirke oft Wunder. Verstopfung sei oft die Folge von zu viel Calcium durch Knochen oder Bananen. 

Es entzieht dem Darm Wasser. Parafinöl sowohl anal wie oral verabreicht hilft meist. Vergiftungen sind der Horror jedes Hundebesitzers. Rattengift, Schneckenkorn, Pestizide und giftige Pflanzen sind lebensbedrohlich. Zeichen einer Vergiftung sind Apathie, Benommenheit, verengte Augen, starkes Hecheln, Krämpfe und Muskelzucken. Zwei bis drei Milliliter Essig würden zwar zum Erbrechen führen. Doch beim Verdacht auf eine Vergiftung muss sofort der Tierarzt aufgesucht werden.

Für den Notfall

Das gehört in den Erste-Hilfe-Kasten für den Hund: Verbandsmaterial, Binden, Wundkompressen, Wundauflagen, Pflaster, Schere, Rescue-Tropfen, 0,9-prozentige Kochsalzlösung, Einwegspritzen, Watte, Einweghandschuhe, Strick für Maulsperre, Notfalldecke.

Quelle: https://www.swp.de/suedwesten/staedte/geislingen/wenn-bello-in-lebensgefahr-schwebt.-erste-hilfe-seminar-fuer-hunde-22321953.html