Unerwarteter Kindersegen im Tierheim

30 Katzenkinder hat der Geislinger Tierschutzverein aktuell in seiner Obhut. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit, sagt Vereinschef Hans-Georg Hoffmann.


07. Oktober 2016
Von JOCHEN WEIS

Eine Findelkatze im Katzenhaus des Tierschutzvereins im Tierheim in Türkheim.                                                                                                              © Foto: Tierschutzverein

Hans-Georg Hoffmann, Vorsitzender des Geislinger Tierschutzvereins, steht vor einem Rätsel: Normalerweise tummeln sich im Tierheim bei Türkheim 25 Katzen. Normalerweise. Dieser Tage erlebt der Verein eine wahre Katzenschwemme. „Das Tierheim hat in letzter Zeit sehr viele Muttertiere mit ihren Kindern aufgenommen“, sagt Hoffmann. Insgesamt zählen die Tierschützer 30 Katzenkinder, sechs davon Waisen. „Weil der Platz im Heim längst nicht mehr ausreicht, haben wir die Tiere auf Pflegefamilien aufgeteilt.“

Weshalb gerade zu dieser späten Zeit im Jahr der Katzenkindersegen übers Tierheim hereinbricht, „kann ich mir nicht erklären“, sagt Hoffmann. Zwar wird eine Katze zwei Mal im Jahr rollig, also paarungsbereit. Allerdings beschränkt sich die Katzenschwemme laut Hoffmann erfahrungsgemäß aufs Frühjahr – dann, wenn auch die Kater von Frühlingsgefühlen übermannt werden und weite Gebiete auf der Suche nach rolligen Katzen durchstreifen. Was ganz nebenbei vielen Katern zum Verhängnis wird: Die Liebe macht sie regelrecht blind, in dieser Zeit schnellt die Zahl der überfahrenen Tiere in die Höhe. Bei den Katzen wiederum stellt sich dann zwei Monate später dann der Nachwuchs ein. „Wobei – auch das ein Rätsel – zu jener Zeit in Türkheim eher wenig los war.“ Wobei Hoffmann betont, dass die Misere menschgemacht ist, „würden die Besitzer ihre Tier sterilisieren oder kastrieren lassen, müssten wir uns nicht mit den Folgen herumschlagen“.

Katzen chippen lassen

Ähnliches gilt auch für die anderen Ausreißer, die in Türkheim landen. „Die Besitzer wären gut beraten, wenn sie ihre Katzen chippen lassen würden“, sagt Hoffmann. Denn die Besitzer zu finden, wird – sofern der sich nicht selbst meldet – vielfach zu einer wahren Sisyphusarbeit. beim Chippen wird der Katze ein Mikrochip mit den Daten des Tierhalters implantiert, den die Tierheime und Tierärzte auslesen können. Fehlt der Chip, müssen sich die Tierheimmitarbeiter mühsam auf die Suche machen, „das läuft dann über Facebook, übers Internet oder über Mundpropaganda“, erklärt Hoffmann. Wobei es zum Problem wird, wenn das Tier nicht aus der Gegend stammt. „Katzen fahren gern mal Auto und landen dann plötzlich in einer anderen, fremden Region“, sagt Hoffmann, „ober aber sie laufen nach einem Umzug davon. Katzen sind sehr standortbezogen und suchen dann ihr altes Revier.“ Die Besitzer lassen sich dann so gut wie gar nicht mehr ausfindig machen.

Die Vermittlungsquote bei den Fundtieren liegt bei etwa 60 Prozent, sagt Hoffmann, der nun auch für die aktuellen Findelkinder neue Familien sucht. Wobei der Tierschutzverein auf Nummer sicher gehen will, dass die Tiere ein gutes Zuhause finden – zumal er die Jungkatzen nur paarweise abgibt, sofern keine andere Katze im Haushalt lebt. „Das gilt generell für jeden, der sich überlegt, eine Katze anzuschaffen.“, sagt der Vorsitzende, „man sollte beachten, dass Tiere kein Spielzeug sind. Man muss sich auch darauf einstellen, dass Katzenkinder einen ausgeprägten Spieltrieb haben, deshalb kann auch mal was zu Bruch gehen.“ Außerdem sollte sich im Vorfeld jeder gut überlegen, welche Kosten – etwa für Futter und Tierarzt – auf ihn zukommen, rät Hoffmann, und außerdem, ob die Urlaubsunterbringung gesichert ist.

Tierschutzverein feiert

Herbstfest Der Geislinger Tierschutzverein feiert am kommenden Sonntag Herbstfest. Beginn ist um 11 Uhr beim Tierheim an der Straße zwischen Türkheim und Aufhausen. Dabei besteht die Möglichkeit, das Heim zu besichtigen. Dort entsteht derzeit ein  neuer, zweiter Katzenbereich. Mehr Infos zum Verein online unter www.tierschutz-geislingen.de

Quelle: https://www.swp.de/suedwesten/staedte/geislingen/unerwarteter-kindersegen-im-tierheim-23138891.html