Tierheime fordern mehr Geld

Neue Finanzierungsidee: Kommunen sollen Einwohnerpauschale zahlen

Für die Tierheime im Kreis wird es immer schwieriger, mit den bisherigen Erstattungen der Kommunen die Kosten zu decken. Deshalb fordert die Tierschutz-Kooperation im Landkreis von den Gemeinden künftig eine Einwohnerpauschale. So wie bereits in Stuttgart, wo aktuell 78 Cent pro Einwohner fällig sind, mit einer jährlichen Steigerung von einem Cent.

Die Tierheime im Kreis Göppingen fordern mehr Geld vom Landkreis. Foto: Tierheim Göppingen            

Abgeschoben und ausgesetzt: Die Tierheime müssen zunehmend Fundtiere versorgen. Doch das Geld ist knapp, die Einrichtungen können sich nur durch Spenden über Wasser halten. Rücklagen für Investitionen sind nicht vorhanden. Deshalb fordern die Tierheime     Donzdorf, Göppingen und Geislingen jetzt mehr Geld von den 38 Kreisgemeinden. "Was wir von den Kommunen bekommen, reicht bei Weitem nicht aus, um unsere Betriebskosten zu decken", verdeutlicht Carl Friedrich Giese, der Vorsitzende des Vereins Katzenschutz     Göppingen-Donzdorf und gleichzeitig Geschäftsführer der Tierheim-Kooperation.

Als Dienstleister erfüllen die Tierheime Donzdorf, Göppingen und Türkheim unter dem Dach der Tierschutz-Kooperation Landkreis Göppingen eine kommunale Pflichtaufgabe, die die Kommunen selbst nicht leisten können. "Wir versorgen alle Fundtiere des Landkreises – und natürlich auch alle herrenlosen und Abgabetiere. Das können in Göppingen bis zu 70 Katzen und 30 Hunde sein, in Donzdorf aktuell 230 Katzen und in Türkheim ein kleinerer Tierbestand. Nicht zu vergessen, sind die Tierheime als mittelständische Unternehmen auch Arbeitgeber von derzeit rund zwölf bis 15 hauptamtlichen Mitarbeitern und zahlreichen ehrenamtlichen Kräften. In allen Heimen stoßen wir inzwischen an die finanzielle Belastungsgrenze", so Giese.
Beim Geld hört die Tierliebe jedoch bei vielen Kommunen auf. "Wir bekommen von 35 Gemeinden nur zehn Prozent der Einnahmen aus der Hundesteuer erstattet, woran sich seit 14 Jahren nichts geändert hat. Mit diesem Geld können wir aber nur 40 Prozent unserer Kosten in Höhe von mehr als 200 000 Euro abdecken. Dazu gehören Personal-, Tierarzt, Futter- und Energiekos­ten. Deshalb werden wir im November in Verhandlungen mit den Kommunen gehen", kündigt er an.
Der Vorsitzende will dann einen Vorschlag zur zukünftigen Finanzierung machen, der sich am "Stuttgarter Modell" orientiert und wesentlich gerechter sei. Die Landeshauptstadt ist im Sinne einer langfristigen Rettung von Fundtieren zu einer Einwohnerpauschale übergegangen, wonach das Tierheim Stuttgart in Botnang derzeit 78 Cent pro Kopf als jährliche Pauschale erhält. "So kann das Tierheim mit rund einer halben Million rechnen, wobei jedes Jahr ein Cent auf die Kopfpauschale obendrauf kommt", so Giese. Auch in Tübingen, Böblingen, Pforzheim oder Reutlingen gebe es inzwischen diese Fundtierpauschale.
Eine ähnliche Finanzierung wollen die Tierheime im Kreis erreichen, "weil sie uns auch zusteht". Schließlich sei die Fundtierversorgung eine gesetzliche Aufgabe, die Kommunen leisten müssten, wie das der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim vor wenigen Wochen auch endgültig festgestellt hatte, betont Giese.
Und: "70 bis 80 Cent pro Kopf sollte uns die Versorgung von notleidenden Tieren wert sein." Außerdem entstehe mit dem neuen Finanzierungsmodell mehr Transparenz, weil die Kommunen mit einem klaren Posten kalkulieren könnten und das Geld ausschließlich an die Tierheime fließe, während die Hundesteuer bislang für alle möglichen kommunalen Aufgaben verwendet werde. Giese will das neue Konzept im November der Bürgermeisterrunde vorstellen.                                                                                                                      Autor: Boris-Marc Münch